Wie aus Totem Leben erwächst oder warum die Buche "das letzte Versprechen auf Wildnis" sein soll
Der Spiegel* berichtete vor zwei Wochen in einem mehrseitigen Artikel über Leid und Freud von Artenschützern und Forstunternehmen im Kampf um die Hoheitsrechte im deutschen Wald. Mittendrin steht die Frage, ob die Buche stehen bleiben darf oder nicht. Dass das Thema Potential besitzt, zu einem handfesten Politikum auszuarten wird nicht nur im Artikel deutlich, sondern zeigt sich zudem in einem offenen Brief des Bundes deutscher Forstleute (BdF) an den Spiegel als Reaktion auf den Artikel. Dieser, mit dem Titel „Ein Fest des Lebens“ überschrieben, trifft einen sensiblen Nerv, der Umweltschützer und Forstwirtschaft gleichermaßen auf den Schirm ruft.
Lebensbaum Buche
Die Schlüsselrolle der Buche liegt vor allem in ihrem biologischen Angebot, das allerdings erst dann wirksam wird, wenn sie sich dem Verfall anheim gibt. Dann nämlich erst bietet sie unterschiedlichsten Waldbewohnern von Holzwespe über Borkenkäfer ein Terrain zum Durchpflügen, um wiederum Arten wie Regenwurm oder Assel Raum für ihre Lebensform zu bieten. Die drei Phasen, die nach dem Sterben einer Buche entscheidend sind, lauten: 1. Besiedelungsphase, 2. Zersetzungsphase, 3. Humifizierungsphase. Am Ende dieses Prozesses bleibt fruchtbarer Humus. Der Tod der Buche bedeutet also zugleich Lebensraum für vielfältiges Leben und am Ende gibt es dann noch fruchtbaren Boden, auf dem Neues gedeihen kann.
Deshalb müssen die Buchen wachsen dürfen
„Eine Serengeti der Schnecken, Schwebfliegen und Schleimpilze“ biete die deutsche Waldwildnis. Dass dieses Schauspiel von Kleinstlebewesen leicht zu übersehen ist und in ihrer Darbietung nicht an eine Safari mit Löwen und Elefanten heranreicht, ist nachvollziehbar. Das Wunder dieses Naturschauspiels allerdings ist ebenso phantastisch wie bedeutend für den Erhalt der Artenvielfalt in den deutschen Wäldern. Wichtig dafür ist allerdings, dass Buchen wachsen dürfen und dass es verschiedene Altersstufen in einem Wald gibt.
Forstwirtschaft und Buchen
Der höhere Ertrag aus dem Anbau von Fichten und der für die Holzwirtschaft unbrauchbare Zustand renaturierter Wälder mit einem Anteil an Totholz wären Gründe dafür, warum in der Forstwirtschaft die Buchen immer wieder gefällt würden.
Die Notwendigkeit für den Schutz der Buchenwälder bezeugt dabei nicht nur die Ernennung „Alte Buchenwälder Deutschlands“ zum Unesco-Weltnaturerbe, sondern auch ein Erlass der Bundesregierung, 10 % der öffentlichen Wälder „nutzungsfrei“ verwildern zu lassen. Eine Taskforce mit dem Namen „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt“ ist seit 2007 darauf angesetzt bis 2020 jenen Erlass zu realisieren. Derzeit sähe es allerdings nicht danach aus, dass bis 2020 auch nur die Hälfte der geforderten 10 % Urwald in Deutschland existieren würden, so der Spiegel-Artikel.
Was bleibt nach dem Artikel
Die Brisanz der Frage nach Buche oder nicht Buche liegt auf der Hand. Der Spiegel-Artikel hat in dieser Frage prägnante Positionen diskutiert.
Wichtig bleibt allerdings, was für den Erhalt der Buchen und somit für die Artenvielfalt in unseren heimischen Wäldern und damit auch für den Wald selbst getan werden kann.
ECHTWALD und Buchen
ECHTWALD setzt mit seiner Arbeit an dieser Stelle an. Die Buchen im ECHTWALD dürfen wachsen und Totholz bleibt unberührt, damit andere darin wieder Lebensraum finden können. Dass der Weg zur Renaturierung der von ECHTWALD erworbenen Waldstücke ein langer und mit vielen Schritten verbundener ist, steht außer Frage.
Wir wissen aber auch, welche Dringlichkeit hinter unserer Arbeit steht.
Jeder kann ein Teil von ECHTWALD werden und somit zum Erhalt der Buchen und dem Schutz der Artenvielfalt beitragen. Wie das genau funktioniert, können Sie auf unserer Homepage nachlesen.
*Der Spiegel-Artikel „Ein Fest des Lebens“ ist leider nicht frei verfügbar.
Posted on 12. November 2014