Wohnen 3.0. Wie Nullenergiehaus-Erfinder Werner Sobek unser Wohnen visioniert
Werner Sobek ist Architekt und Ingenieur. 1992 gründete er sein eigenes Bauunternehmen mit einem Schwerpunkt auf Greentechnology. Mittlerweile hat das Unternehmen des Professors und Direktors des Instituts für Leichte Flächentragwerke an der Universität Stuttgart, das Sobek in Nachfolge von Frei Otto, einem der Architekten des Olympiageländes in München, antrat, Dependancen in New York, Dubai, Sao Paolo und Moskau. Als einer der bedeutendsten Ingenieure der Gegenwart hat er bereits mit namhaften Architekten wie Norman Foster oder Zaha Hadid zusammengearbeitet. In seiner Funktion als Architekt ist Werner Sobek dabei genauso spannend wie als Ingenieur für nachhaltiges Bauen.
Mit seinem vollverglasten Familiensitz R 128, das auf einem Steilhang gelegen dem Bewohner eine überwältigende Sicht auf Stuttgart gewährt, hat Sobek im Jahr 2000 für internationales Staunen gesorgt. Das vierstöckige Gebäude besticht dabei nicht allein durch seine minimale Glas- und Stahlästhetik, das an Mies van der Rohe erinnert. Das Erstaunliche an R 128 liegt in seiner Bauweise: vollkommen verglast und ohne innere Trennwände ist das Glashaus modular aufgebaut. Der Zusammenbau durch Steck- und Schraubverbindungen ermöglicht einen leichten Auf- und Abbau des Gebäudes – die Bauphase von R 128 betrug gerade einmal 10 Wochen – und ist zudem vollkommen recyclebar. Das Stahlskelett steht auf einer Stahlbeton-Bodenplatte. Die Decken sind dagegen aus Elementen in Dickholzbauweise gefertigt.
Ganz im Sinne des von Sobek patentierten Triple-Zero-Standards soll R 128 weniger Energie verbrauchen als es beispielsweise durch die integrierte Photovoltaikanlage auf dem Dach gewinnt, es soll kein Kohlendioxid abgeben und zu 100 % recyclebar sein. Werner Sobeks Vision unseres Wohnens in der Zukunft sieht dabei auch eine Kommunikationsfähigkeit von Häusern untereinander vor. In Form eines verabredeten Energieaustausches sollen somit Energien in den Häusern genutzt werden, wo sie gebraucht werden. Haus A gibt also einen Teil seiner Energie an Haus B ab, wenn dieses gerade mehr Bedarf als das erste hat.
R 128 besitzt nicht nur ein außergewöhnliches Energieaustauschsystem, das über Solarenergie gespeist wird. Als Teil des Energiekonzepts wurde ein computergesteuertes Regulierungssystem eingebaut, sodass mittels Telefon oder Computer beispielsweise das Licht im Haus an- und ausgeschaltet werden kann.
Spätestens an dieser Stelle mag sich der ein oder andere Leser an einen Blick zurück in die Zukunft erinnert fühlen. Werner Sobek ist schon in der Zukunft angekommen.
Geschrieben am 04. Februar 2015